Grußwort
500 Jahre Reformation
In diesem Programmheft „500 Jahre Reformation“ möchte ich vor allem auf die Aspekte
eingehen, welche die Reformation auch heute noch wichtig machen – die Auswirkungen sind
noch immer stark spürbar.
Die Reformation war zunächst eine Zeit der Spaltung, eine Zeit der Trennung mit furchtbaren
Konflikten von Christen gegen Christen. Das lateinische Wort „reformatio“ bedeutet
„Wiederherstellung“, doch diese Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648 führte zur
Spaltung der Konfessionen in katholisch, lutherisch und reformiert.
Die großen Wunden der Geschichte werden wir im Landkreis Miesbach jetzt nicht heilen
können, aber es ist ein erfreuliches Zeichen, dass dieses Reformationsjubiläum im Zeichen
ökumenischer Verbundenheit gefeiert wird.
Wem ist es heute noch bewusst: Die reichsunmittelbare Grafschaft Hohenwaldeck, die weite
Teile des heutigen Landkreises Miesbach abdeckte, hat im Jahr 1563 das Bekenntnis zur
Lehre Luthers abgelegt. Die Grafschaft war sogar ein Zentrum der Reformation im südlichen
Bayern. Erst nach einem Handelsembargo des bayerischen Herzogs wurde die Grafschaft
1583 rekatholisiert.
In diesem Heft finden Sie Veranstaltungen der katholischen Pfarreien Miesbach, Hausham
und Schliersee und der evangelischen Kirchengemeinden Neuhaus, Miesbach und der beiden
Holzkirchener Gemeinden.
Die Reformation war zunächst eine Zeit der Auseinandersetzungen, doch aus diesem schmerzlichen
Prozess sind die Grundlagen unseres modernen Staates und unserer modernen
Gesellschaft entstanden. Sie revolutionierte das geistliche Leben, setzte eine umfassende
gesellschaftspolitische Umwälzung in Gang, die alle Bereiche des Lebens traf. Letztlich
führte sie zum modernen säkularen Staat mit seiner Trennung von Kirche und Staat. Dieses
geistesgeschichtlich bedeutende Modell ist heute weltweit schmerzlich auf dem Rückzug.
Die Reformation ebnete den Weg zum Zeitalter der Aufklärung, in dem der Wille des Einzelnen
deutlich stärker betont wurde. Später fanden dann sogar agnostische oder atheistische
Weltbilder Raum.
Die Auswirkungen auf Staat, Verwaltung, Politik und Gesellschaft,
auf Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst spüren wir noch
heute. Durch das Erstarken der Geistes- und Naturwissenschaften
wurde ein neues Menschenbild geschaffen, welches sich auf die
Werte Fleiß, Sparsamkeit, Genügsamkeit und Tugend gründet.
Wir haben Grund zum Feiern!
Ihr
Wolfgang Rzehak
Miesbacher Landrat
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