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Das Material, das all diese Pioniere für den
Eisenbahnbau benötigen sollten, war schon
damals höchst begehrt: Stahl. England war der
einzige Lieferant. Doch Napoleon schnitt die
Lieferung mit der Kontinentalsperre ab. Der alte
Friedrich Krupp sah in dieser seine Chance: Er
entwickelte und baute sein erstes Hüttenwerk.
Doch bevor seine Schmiede den ersten Stahl
geliefert hatte, war Napoleons Arm erlahmt, die
Kontinentalsperre aufgehoben.
Krupp, der legendäre Gründer eines legendären
Stahlimperiums, führte ein von Sorgen erfülltes
Leben und starb bereits 1826, noch nicht
40-jährig. Exakt in diesem Jahr gründete Jacobs
seine Zuckersiederei an der Alten Fahrt, mitten
in Potsdam. Seine Geschäfte liefen zunächst
besser als die der Metallwarenfabrikanten in
den preußischen Westprovinzen, die ihre Fabriken
vor allem in dem Gebiet rund um Hagen,
Dortmund und Essen erbaut hatten. Bald schon
beschäftigte Jacobs über 200 Arbeiter.
Doch rasch sollte Jacobs’ Augenmerk auf die
Eisenbahn und den heimischen Stahl gelenkt
werden. Dies geschah aus einem noch heute
aktuellen Grund: Es ging um den Transport
von Gütern und die Kosten dafür. Konkreter
Bedarf bestand bei Zuckerrüben. Franz Carl
Achard hatte um 1800 ein Verfahren zur
industriemäßigen Herstellung von Rübenzucker
entwickelt. Für Jacobs war das sehr
interessant, denn der Seeweg für den bisher
dominanten Rohrzucker von der Karibik über
Hamburg und weiter über Elbe und Havel war
lang, gefährlich und beschwerlich. Als 1837
eine neue Fabrik für Rohzucker aus Rüben
in Kienitz im Oderbruch ihren Betrieb aufgenommen
hatte, gehörte Jacobs zu den ersten
Abnehmern von Vorprodukten für seine
Potsdamer Zuckersiederei. Doch wie sollte
der neue Rohstoff, die riesige Menge Zuckerrüben,
transportiert werden? Die Eisenbahn,
eben erfunden, bot hier eine Lösung.
Davor war der Transport von Rohrzuckerprodukten
aus Hamburg bereits ein Thema. Diese
hätten einfacher, schneller und preisgünstiger
nach Potsdam gelangen können, wenn es dafür
ab Magdeburg eine Eisenbahn gegeben hätte.
Das Treideln und Segeln flussaufwärts, auf
der Havel, das aufgrund seiner Langsamkeit
extrem
viele Ressourcen band und damit teuer
war, hätte dann entfallen können. Jacobs, zu
diesem Zeitpunkt in Potsdam kommunalpolitisch
sehr engagiert, machte sich für die
Anbindung Potsdams an viele neue Eisenbahnstrecken
stark. Im Falle der Magdeburg-Bahn
sollte er Erfolg haben. 1846 gelang es ihm, für
den Weiterbau der Eisenbahnstrecke von Berlin
bis Magdeburg eine Beteiligung der Stadt
Potsdam in Höhe von 200.000 Talern durchzusetzen.
Sein intensives Engagement zeigt,
wie wichtig ihm dieses Projekt war. Natürlich
dienten diese Bemühungen dem eigenen
Interesse, lieferten aber auch einen wichtigen
Beitrag zum Fortschritt und damit zum Wohlstand
aller. Denn eines bedingte das andere:
Die Eisenbahn boomte, die ländlichen Städte,
durch die sie führte, erlebten einen nie gesehenen
Aufschwung. Lokomotiven durchquerten
rauchend und fauchend das Land.