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Werner von Siemens gemein, der 1816 geboren
wurde und 1892 starb. Auch Siemens dachte die
Welt neu: Er dachte sie elektrisch.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von Männern
wie Siemens und Jacobs, die ganze Sektoren
und Industriezweige von einer neuen Seite
betrachteten. Aber sie dachten und arbeiteten
in verschiedenen Regionen Preußens. Krupp
war in den preußischen Westprovinzen
tätig, Jacobs im preußischen Kernland. Sie
brauchten eine Infrastruktur, die sie zueinanderbrachte
– und dazu brauchte man
mehr als Postkutschen, reitende Boten und
Treidelkähne: Waren mussten transportiert
werden. Die Briten hatten es vorgemacht: Nur
mit der Dampfmaschine, die die mechanische
Arbeit vereinfachte, war das im großen Stil zu
bewerkstelligen. Und eben mit der Eisenbahn.
Die prägenden Männer, die im 19. Jahrhundert
zu großem Wohlstand kamen, hatten alle in
irgendeiner Form mit dieser neuesten Technik
des Schienenverkehrs zu tun. Zur Erstellung
der Struktur, die hier entstand, trug wesentlich
der vor allem durch seine Schriften wirksame
Friedrich List bei, der aber mehr im
süddeutschen Raum wirkte.
Jacobs hatte großes Interesse an der Eisenbahn,
aber sie war nicht sein Leben. Er war
Zuckerproduzent, er lebte im eher beschaulichen,
aber sehr noblen Potsdam, wo nicht
alle Größenverhältnisse derart schnell wie
in Berlin gesprengt wurden. Es brauchte
zur Durchsetzung der Eisenbahn in vielfach
zögernden Gesellschaftskreisen einen fast
schon besessen wirkenden Mann wie Bethel
Henry Strousberg, eine schillernde, wirtschaftlich
über alle Maßen erfolgreiche und
trotzdem heutzutage fast völlig vergessene
Unternehmergestalt des 19. Jahrhunderts.
Strousberg, geboren 1823, stammte aus Königsberg.
Als gebürtiger Jude ließ er sich 1845
taufen. Wie Karl Marx und andere deutsche
Intellektuelle lebte er zeitweise in London.
1854 kam er nach Preußen und kurbelte die
Eisenbahnindustrie enorm an. Gleichzeitig
engagierte er sich in Russland, Polen, Belgien,
Rumänien, Ungarn, Frankreich und Österreich;
zeitweise beschäftigte Strousberg nicht weniger
als 100.000 Arbeiter.
Der Bahnhof in Potsdam um 1840
Friedrich Lists Entwurf
für ein deutsches Eisenbahnsystem
aus dem Jahre 1833