
BUCHVORSTELLUNG
Muße gönnen können
Über die Grenzen des Wachstums
Mit seinem neuen Buch „Grenzen
des Wachstums“ wagt sich der begeisterte
Bergsteiger und gebürtige Baden-
Badener Wolfgang Setzler an ein kontroverses
Thema. Setzlers „Reiseführer
ins Innere“ hinterfragt die Notwendigkeit
stetigen Wirtschaftswachstums und
insbesondere dessen Zukunftsfähigkeit.
Kann qualitatives Wachstum wie
die Zufriedenheit oder das persönliche
Glück der Mitarbeiter irgendwann in der
Lage sein, das quantitative Umsatz- und
Gewinnwachstum zu ersetzen?
Im Interview mit Palais Biron will der
Autor nicht zu viel verraten. Und dennoch:
Seine Antworten machen Lust auf mehr.
Herr Setzler, was hat Sie dazu veranlasst
„Grenzen des Wachstums“ zu
schreiben?
Reizvoll war für mich die Ambivalenz
der Thematik. Vor allem aber geht
es mir darum, eine Sensibilität zu entwickeln,
die mögliche Grenzen des Wachstums
in Form eines „Frühwarnsystems“
rechtzeitig erkennen lässt. Nicht zuletzt
ist das Buch auch ein Dank an meine
Partner und Weggefährten.
Nun zum Thema Ihres Buches: Was
sind alternative Wachstumsmodelle zu
dem vorherherrschenden Streben nach
Umsatz- und Gewinnwachstum?
Für mich ist Wachstum das Ergebnis
meiner Arbeit und nicht das Ziel. Junge
Menschen – zumindest die, die ich kennengelernt
habe – streben in erster Linie
nach Lebensqualität. Diese Lebensqualität
muss sich zukünftig mit dem Job
vereinbaren lassen. Wie das genau geht,
kann man anhand vieler geschilderter
Fälle in meinem Buch nachlesen. Auch
der Landwirt muss zuerst säen, bevor er
ernten kann.
Wird Wachstum auch in Zukunft das
bestimmende Paradigma unseres Wirtschaftssystems
sein?
Genau an diesem Paradigmenwechsel
stehen wir derzeit. Viele Unternehmer
und Manager stellen sich derzeit diese
Frage. Wir können, wenn wir wirklich
an der Zukunft interessiert sind, nicht so
weitermachen wie bisher. Ressourcenmanagement
ist viel mehr als eine Buchhaltungsaufgabe
oder reine Plus-Minus-
Denke. Das Vorleben und der Transfer
von Werten ist für mich der Wachstumstreiber
des 21. Jahrhunderts.
Im zweiten Teil Ihres Buches führen
Sie Interviews mit Top-Managern und
Größen aus der Wirtschaft. Was macht
diese lesenswert?
Lesenswert ist vor allem die Vielfalt,
die entsteht, wenn wir uns beim Fragen
auf das Wesentliche konzentrieren. Es
gibt nach wie vor kein Patentrezept für
Wachstum, aber eine Vielzahl von verfolgenswerten
Ideen und Denkansätzen.
Wir müssen in Zukunft lernen, uns
Muße gönnen zu können. Sowohl zum
Lesen wie zum Nachdenken.
Wenn ich, nachdem ich Ihr Buch gelesen
habe, mit Freunden diskutiere,
mit welchen interessanten Fakten über
Wachstum kann ich dann am ehesten
punkten?
Mit der Erkenntnis, dass Wachstum
viel mehr sein kann als Umsatzsteigerung
und Gewinnmaximierung. Dass
Wachstum zukunftsorientierter werden
muss und keine Momentaufnahme bleiben
darf. Dass die wahren Werte eines
Unternehmens meistens nicht in der
Bilanz stehen. Aber vor allem mit der
Erkenntnis, dass wir uns das Punkten
durch Wissen abgewöhnen sollten.
PB
Wolfgang Setzler
Grenzen des Wachstums. Ein Reiseführer ins Innere. 34,90€EUR
VMM-Verlag Achern, 2017, ISBN: 978-3-9807522-3-7
Wolfgang Setzler (110. BBUG)
Leiter des Instituts für Absatzforschung und
kundenorientiertes Marketing