
DIGITALISIERTES LERNEN
über große
Monitore an den Wänden
erfahren.
Die Technik macht den Lehrer hier
nicht überflüssig, sie verändert aber
seine Rolle: vom Wissensvermittler
zum Lernbegleiter. So bleibt ihm
mehr Zeit für den Austausch mit den
Schülern
– mit beachtlichem Erfolg.
Bevor an der David-A.-Boody-Schule
das Konzept New Classrooms Einzug
hielt, lag die Leistung der Sechstklässler
in Mathematik knapp unter dem
Durchschnitt vergleichbarer Schulen.
Heute lernen die Schüler von New
Classrooms beinahe anderthalbmal so
viel pro Jahr wie Schüler im nationalen
Mittel. Mittlerweile arbeiten 15 Schulen
im ganzen Land mit dem Konzept,
USA-weit lehrt New Classrooms rund
13.000 Schüler und verbessert damit
ihre Chancen auf eine weiterführende
Bildung.
Die Erfolgsgeschichte von New
Classrooms zeigt: Veränderungen sind
möglich. Im Kern geht es dabei nicht
um einen technischen, sondern um
einen pädagogischen Wandel. Jeder
Schüler wird individuell gefördert,
kann in seinem eigenen Tempo lernen,
wird immer wieder dort abgeholt, wo
er gerade steht. Schwächere und weniger
motivierte Schüler finden dadurch
leichter Anschluss, stärkere können
ihr ganzes Potenzial entfalten. Die
Bedürfnisse des Einzelnen rücken
so viel stärker in den Mittelpunkt als
beim klassischen Unterricht. Sehr guten
Schulen und sehr guten Lehrern
gelingt individuelle Förderung auch
in der analogen Welt – nur sind leider
sehr gute Schulen und sehr gute
Lehrer
selten. Und selbst für die besten
unter ihnen ist es extrem aufwendig,
sich mit derselben Aufmerksamkeit
um jeden einzelnen Schüler zu
kümmern.
Das zu tun, wäre zwar auch mit analogen
Mitteln möglich, nur fehlen dazu
häufig die Ressourcen. Die Digitalisierung
schafft die technischen Möglichkeiten,
Lernen ohne dauerhafte
Mehrkosten für jeden zu personalisieren;
der Lehrer gewinnt Zeit und kann
sich besser auf die einzelnen Schüler
konzentrieren. Richtig genutzt, können
digitale Medien so neue Möglichkeiten
des Lernens eröffnen.
Abseits von wenigen Pilotschulen
werden die digitalen Möglichkeiten
in deutschen Klassenzimmern bisher
kaum genutzt. Das Gefühl der Dringlichkeit
fehlt: Die Lehrer kämpfen
zwar mit mangelnder Disziplin und
Konzentration der Schüler, mit großen
und immer heterogeneren Klassen,
mit Inklusion,
Personalmangel und
schlechter Betreuung; sie klagen über
Chancen:
Passende Bildung
für alle
Foto: Deutsche Verlags-Anstalt
In „Die digitale Bildungsrevolution“
beschreibt Jörg Dräger,
gemeinsam mit Ralph Müller-Eiselt,
wie die vernetzte Welt nicht nur
unser Bildungssystem, sondern auch
unsere Gesellschaft grundlegend
verändern wird
Deutsche Verlags-Anstalt
240 Seiten
17,99 Euro
82 PALAIS BIRON NR. 25 | SOMMER 2017